Der Stock des Zen-Meisters
Die Liebe ist unerbittlich
In meiner vorherigen kleinen Geschichte habe ich dir von meinem Mountainbike-Abenteuer erzählt, das zu zwei Lendenwirbel-Kompressionsfrakturen geführt hatte. Und dass ich glaube, dass es ein wertvolles Geschenk der Quelle der Liebe an mich war. Jetzt möchte ich mit dir teilen, warum ich das immer noch glaube.
Während ich noch im Krankenhaus war, hatte ich viel Zeit, über die Abfolge der Ereignisse, die zu dem Vorfall geführt hatten, nachzudenken und in meiner Seele nach meinen Anteilen zu forschen, die dazu beigetragen hatten. Ich erkannte zwei Dinge, die dich interessieren könnten: Das erste war eine alte Tendenz, die ich “Mr. Nice Guy” genannt habe. Er muss lieb und nett sein, um von den anderen geschätzt zu werden. Eine weitere Tendenz tauchte auf, die ich “Don Mucho Macho” nenne. Er muss sich selbst beweisen, dass er immer noch der kraftvolle Mann ist, der er einmal war. Beide Neigungen haben sicherlich dazu beigetragen, dass ich mich in diese gefährliche Situation gebracht habe. Sie könnten mich auch in Zukunft leicht in jede Menge Schwierigkeiten bringen. Deshalb bin ich zutiefst dankbar, dass ich (wenn auch brutal) daran erinnert wurde, wachsam zu bleiben, um diese beiden Charaktere in meiner Psyche zu vermeiden.
Schon wenige Tage nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus begann ich mit der Physiotherapie. Eines der ersten Dinge, auf die sich meine Physiotherapeutin konzentrierte, war die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Interessanterweise habe ich über viele Jahre hinweg regelmäßig Übungen zur Stärkung dieser Muskulatur in meine Arbeit integriert, da diese bekanntlich dazu beiträgt, die sexuelle Energie im Körper auf die oberen Bewusstseinsebenen zu heben. So darf und muss ich jetzt diese Fähigkeit weiter ausbauen, um auf die Heilung der Wirbelsäulenverletzung hinzuarbeite. Die Quelle der Liebe ist unerbittlich, um mich auf meinem spirituellen Weg voranzubringen. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Als ich mich ausreichend fit fühlte, nahm ich mein Training im Fitnesscenter wieder auf. Ich hatte die Schmerzmittel abgesetzt, so dass mir schnell und intensiv klar wurde, wenn ich begann, mich zu übernehmen. Natürlich habe ich deutlich weniger Wiederholungen mit viel weniger Gewicht gemacht, und einige Geräte habe ich ganz vermieden. Aber eines war klar: Anstatt nur die Wiederholungen zu zählen und das Training bis zum Ende durchzuziehen, hörte ich deutlich mehr als sonst auf meinen Körper. Dadurch achte ich jetzt zunehmend auf eine ausgewogene Mischung aus harter Arbeit und Selbstfürsorge, sei es im Fitnessstudio oder anderswo.
Manchmal brauchen wir alle einen festen Schlag mit dem “Stock des Zen-Meisters” für unser größtmögliches Wachstum. Nach der buddhistischen Zen-Tradition soll der anfängliche Schock den Geist vom konzeptionellen Denken leeren. Nur dann sind wir in der Lage, die Gaben der göttlichen Liebe wahrzunehmen und zu erleben. Metaphorisch gesehen habe ich mich dafür entschieden, mein Mountainbike-Abenteuer und all seine Nachwirkungen genau so zu sehen. Die zuvor genannten Beispiele sind nur einige der daraus erwachsenen Geschenke.
Tatsächlich habe ich mich entschieden zu glauben, dass ALLES, was passiert, genau das ist, was ich für mein größtmögliches Wachstum brauche. Ja, ALLES, sei es groß oder klein, hart oder weich, schwierig oder leicht und alle Zwischentöne. Aber bitte versteh mich nicht falsch: Der Sinn, soetwas zu glauben, hat nichts damit zu tun, ob diese Aussage wahr oder falsch ist. Und ich schlage vor, deine Zeit nicht damit zu vergeuden, sie zu beweisen oder zu widerlegen.
Der Sinn eines solchen Glaubens ist es, die Hirnaktivität und die Blutchemie des Glaubenden zu beeinflussen, so dass er oder sie mit dem, was kommt, eher konstruktiv umgehen kann. Es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass, wenn wir Gedanken praktizieren, die positive Emotionen wie Dankbarkeit hervorrufen, eine Reihe von physiologischen Mechanismen in Gang gesetzt werden, die bewirken, dass wir auf die Herausforderungen des Lebens mit Liebe und Fürsorge antworten, anstatt mit Angst und Wut überzureagieren. “Shit happens”, wie man so schön sagt. Und wenn das passiert, geht es bei unserer gemeinsamen Arbeit nicht darum, zu beweisen, dass das aus gutem Grund passiert ist. Es geht vielmehr darum, einen guten Grund zu haben, Dinge zu finden, für die man dankbar sein kann, nachdem es passiert ist.
Genau dieses Wertesystem hat dazu beigetragen, meine Beziehung zur Quelle der Liebe zu stärken und mein Vertrauen und meinen Glauben in sie weiter zu vertiefen. Im Laufe der Zeit fühle ich mich immer sicherer, bedingungslos geliebt und zutiefst umsorgt. Man könnte sich fragen, wofür das gut sein soll in dieser kalten und grausamen Welt, in der wir leben? Wenn ich mich in mir selbst sicher fühle, werden sich die Menschen in meiner Umgebung tendenziell auch sicher fühlen. Ich werde von ihnen nicht als Bedrohung angesehen, weil sie unbewusst spüren, dass ich eigenständig bin und mir selbst genüge, und dass ich sie nicht dominieren muss und ihnen nichts wegnehmen will. Das wiederum ermöglicht es ihnen, sich zu entspannen und mich mehr als potenziellen Verbündeten wahrzunehmen. In diesem Moment wird die Welt zu einem freundlicheren, glücklicheren und sichereren Ort für alle.
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