Danke, Danke, Danke.
Es war die Liebe, die sie erwischt hatte.
Mancher mag es vielleicht kaum glauben, dass ich als Einwohner der “grünen” Stadt Freiburg, in der es viele Radfahrer gibt, seit etwa 16 Jahren nicht mehr Rad gefahren bin. Aber es stimmt. Als mich kürzlich meine Familie einlud, am Titisee im Schwarzwald E-Mountainbiken zu gehen, war mein Zögern also verständlich.
Es war ein perfekter Sommertag, als wir uns morgens Fahrräder ausliehen und mit unserer Tour loslegten. Ich war überrascht, wie sehr ich das Radfahren mit Elektrounterstützung genoß, besonders wenn es bergan ging. Nach etwa 1,5 Stunden führte uns unsere Karte auf einige sehr steile und tückische Pfade – Pfade, auf denen in Sportreportagen immer junge Männer entlangheizen – nicht 66jährige in kurzen Hosen!
Um es kurz zu machen: Als mein Vorderrad auf einen großen Stein traf, setzte der E-Schub ein. Plötzlich schwebte ich in der Luft, kippte nach hinten und landete direkt auf meinem Rücken. Das muss filmreif gewesen sein. Die Bergrettung brachte mich schließlich vom Berg runter zu einem Rettungswagen, und ab ging es ins örtliche Krankenhaus.
Auf der Liege in der Notaufnahme nahmen die Schmerzen etwas ab, wodurch ich noch einmal nachdenken konnte. Da hatte ich eine Eingebung. Plötzlich erinnerte ich mich daran, was ich meinen Schülern immer nach einem unerwarteten und sogar nach einem unangenehmen Erlebnis sage: „Bedanke dich!“ Ich erkannte, dass ich mich rasch entscheiden musste, ob ich in opferorientierte Gedanken versinken oder in meinem Herzen Dankbarkeit für das gerade Geschehene finden wollte. Ich entschied mich für letzteres. Denn nur in meinem Herzen (nicht in meinem Kopf) wusste ich, dass diese Situation ein Segen, ein Geschenk der Liebe direkt aus der Quelle war.
So fing ich einfach an, das Wort “Danke” ständig zu wiederholen. Die tiefe Dankbarkeit, die ich damit gezielt in meinem Herzen erzeugte, machte es mir dann auch viel einfacher, mit der Diagnose einer Kompressionsfraktur zweier Lendenwirbel umzugehen. Als ich diese Nachricht erhielt, fühlte ich mich sofort zutiefst dankbar, dass die Verletzung nicht noch schlimmer war, und dass keine langfristigen Schäden zu erwarten waren. Aber das war noch nicht alles: In meinem Herzen fühlte ich wahrhaftig, dass – ganz egal wie die Diagnose lautete – es genau das war, was ich brauchte, genau zur richtigen Zeit, auch wenn ich absolut keine Ahnung hatte, warum! Zumindest nicht in diesem Moment.
Innerhalb von Sekunden begann ich wahrzunehmen, dass Chemikalien durch mein Blut strömten, die mir das Gefühl einer vollkommen sicheren, gütigen, innigen Verbindung zu einer absolut wohlwollenden, allmächtigen Quelle der Liebe gaben. Nein, das war nicht die Wirkung von Schmerzmitteln, denn ich hatte noch keine bekommen. Indem ich meinen Verstand und mein Herz derartig aktiviert hatte, hatten bestimmte Bereiche meines Gehirns natürliche Chemikalien in meine Blutbahn freigesetzt, die diese Gefühle verursachten. Und als eine warme Entspannung meinen unteren Rücken durchdrang, war mir glasklar, dass der Heilungsprozess bereits in vollem Gange war.
Ich war so gut gelaunt, dass die behandelnde Ärztin und die Krankenschwestern nicht nur etwas überrascht waren, sondern sich auch mit außergewöhnlicher Freundlichkeit, Leichtigkeit und Lachen anschlossen. Danach haben sie wahrscheinlich ihren veränderten Zustand als einen abgetan, der durch die Possen eines weiteren “verrückten Amerikaners” verursacht wurde. Aber ich weiß, dass es anders war. Es war die Liebe, die sie erwischt hatte.
Seit diesem Tag vor vier Wochen bin ich mir vieler Gründe bewusst geworden, warum mir dieses kostbare Geschenk gegeben wurde. Aber das erzähle ich ein anderes Mal.
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